Die Idee war ursprünglich, den Vils– und den Rotttalradweg auszuprobieren und ich wollte einfach nur bis Passau radeln. Aber dann war es so schön, dass ich mich dort entschlossen hatte, einfach bis Wien weiter zu fahren. Ich hab's nicht bereut! Der Donauradweg ist wirklich schön und landschaftlich interessant. Nur flussaufwärts hat man halt alle
Radler gegen sich.
Dies ist die andere Seite der Engstelle, durch die ich letzte Woche nicht durchkam.
Ein renaturiertes Stück Isar. Die alten Wehre werden durch solche Rampen ersetzt. Sieht allemal besser aus als vorher, denn im Teilstück zwischen München und Freising wirkt die Isar eh mehr wie ein Kanal.
Der Plan war ja, verschiedenen Radwegen nachzufahren. Also bin ich zuerst zum Sempt-Isen-Radweg gefahren, wobei ich jedoch nicht durch Ismaning fahren wollte, sondern außenrum. So bin ich nordöstlich von Ismaning auf den Radweg gestoßen. Teilweise kannte ich die Strecke schon. Der Radweg führt einen durch die Erdinger Innenstadt – wer's mag… Dahinter muss man ein Stück der B 388 folgen, doch dann kommt eine sehr schöne, wenn auch nicht wirklich ebene Strecke zum Vilstalradweg. Südlich von Taufkirchen trifft der Sempt-Isen-Radweg auf den Beginn des Vilstalradwegs. Dort geht es auf einer ehemaligen Bahntrasse erst mal gut voran. Am Ortseingang von Taufkirchen liegt linkerhand ein Norma, wo ich mich schon mal mit meiner Tagesration eingedeckt habe.
Das Vilstal weitet sich allmählich und wird etwas öde. Nach 93 km habe ich angefangen, nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Bei km 87,5 hätte ich einen Steinbruch als Schlafplatz gehabt, doch ich bin weitergefahren. Dafür fahre ich direkt bei der Firma Ballistol vorbei, die ja mitten im Nirgendwo liegt.
Bei km 107 habe ich dann endlich einen etwas hässlichen, aber ruhigen Platz bei Frontenhausen gefunden. Ein schöner Sonnenuntergang und eine Nachtigall haben mir den Abend zusätzlich versüßt.
Mein Rosmarinpulver hat sich in die Küche hinein ausgeleert! O welch Jammer! Mein schönes Rosmarin! Hihi. Ist halt mein Lieblingsgewürz. Die Küche
ist ein Stoffbeutel mit den Küchenutensilien darin. Alle meine Beutel haben Namen. Ich habe auch noch einen Beutel Beautysalon
mit Zahn–, Haarbürste, Rasierer etc. und eine Elektrokiste
.
Nach dem Essen noch ein wenig geschrieben. Der Datenempfang ist ganz in Ordnung. Ich brauche ihn ja hauptsächlich für meine Wetter-App.
Brav den Müll mitgenommen, alle Spuren beseitigt und nur eine flache Stelle im Gras hinterlassen. So soll's sein.
Kurz vor Vilshofen treffe ich einen anderen Liegedreiradler. Der Gute hatte vor sechs Jahren einen Schlaganfall erlitten und fährt ein etwas umgebautes Scorpion fs 26. Wir haben uns an Ort und Stelle eine Dreiviertelstunde lang unterhalten. Dazu stieß dann ein dritter Radfahrer, der sich an mich dranhängte und etwas lästig wurde. Erst in Vilshofen konnte ich ihn abschütteln. Stunden später hat er mich wieder überholt und gelästert, dass ein Navi wohl doch nicht immer den richtigen Weg zeigen würde. Bitte? Wenn das so wäre, warum war er dann hinter mir, obwohl er schneller war? Seltsame Leute gibt's.
Jedenfalls bin ich dem Donauradweg gefolgt. Der Hammer war jedoch das Stück des Donauradwegs durch Passau. Nachdem ich die schöne Schnellstraße bewundern durfte und die Brache des Bahnhofvorfelds, kam das Elebnis einer bildhübsch betonierten Hochstraße, unter der ich entlangfahren durfte. Ich suchte einen Laden, den ich nicht fand, aber dadurch habe ich dann doch noch etwas von der verrückten Passauer Altstadt mitbekommen: Gasse, steil rauf, runter, Kopfsteinpflaster, Tunnel. Den St.-Stephans-Dom habe ich auch gesehen. Warum der Radweg an der potthässlichen rechten Donauseite entlangführt, verstehe ich nicht. Die Passauer müssen ihre Radfahrer wirklich sehr hassen, um sie dort entlang zu leiten.
Was mich beeindruckt hat, war, dass vom Hochwasser vom Juni 2013 praktisch keine Schäden mehr zu sehen waren. Als ich die Brücke und die Gebäude nun von 'unten' sah und sie aus den Nachrichten vom letzten Jahr wiedererkannte, war ich doch erschrocken, wie hoch das Wasser damals eigentlich wirklich gestanden war. Tja. Natur – Passau 1:0.
Der lehmige Inn (oben) vermischt sich mit der grünen Donau. Zu dem Zeitpunkt führte der Inn wohl mehr Wasser, denn auch am nächten Tag noch waren die Fluten lehmig-gelb.
Kurz vor der österreichischen Grenze bin ich auf einen Zeltplatz gefahren.
Als erstes nach der Abfahrt treffe ich zwei Liegedreiradfahrer, die auf dem Parkplatz vom Kraftwerk Jochenstein eben ihre ICE-Trikes für eine Tour bestücken. Da habe ich mich auch gleich noch mit ihnen fast eine halbe Stunde lang unterhalten.
In der Schlögener Schlinge habe ich die zweite von drei Fähren auf die rechte Flusseite genommen. Die erste hätte 2,50 € gekostet, meine 1,50 €. Die dritte wäre eine Längsfähre gewesen, welche die Passagiere weiter Flussabwärts wieder auf die linke Seite gebracht hätte.
Die Landschaft hat mich ein wenig an Norwegen erinnert – nur das Wetter war hier besser.
Plötzlich enden bei Aschach an der Donau die Berge und eine weite Ebene beginnt. Der Radweg verläuft nun auf einer Dammkrone und in der Ferne sehe ich Berge.
Hinter dem Schloss Ottensheim habe ich die Kabelfähre auf die linke Flussseite genommen. Die Donau passiert eine weitere Engstelle bis Linz. Leider quetscht sich der Radweg schon hinter Ottensheim neben die Bundesstraße 127 und in Linz gab es ein Volksfest am Ufer – leider hat niemand daran gedacht, den Donauradweg umzuleiten.
Aber ab Linz-Urfahr beginnt ein Uferpark und der Weg ist wieder gut.
So! Schluss mit lustig!
Kein Böhmisches Dorf, aber im Hintergrund Böhmische Berge.
Am Abend habe ich bei Au an der Donau übernachtet.
Die Jugendgruppe auf dem Platz hat in der Nacht besoffen Krach gemacht und am Morgen meinte einer der müden Jugendlichen in seinem herrlichen österreichischen Dialekt: Ich tu mich jetzt a bisserl niederlegen.
Muahaha! Da legst di nieder!, wie der Bayer sagt.
Kurz nach der Abfahrt. Bis Ardagger Markt ist es flach, dann quetscht sich die Donau wieder durch die Berge bis Ybbs.
Schloss Schönbühel in Schönbühel-Aggsbach.
In Schönbühel habe ich mir noch Bier aus einer der wohl hässlichsten Wirtshäuser der Welt geholt, dem Gasthaus Geisberger. Als ich in eine Mischung aus heruntergekommenem Wohnzimmer und Wirtsstube komme, sitzt dort nur ein alter Mann vor der Glotze. Das ist der Wirt und für stolze 2,80 € pro Flaschl1 verkauft er mir Stigel-Bier – eiskalt.
Gleich dahinter aus dem Ort hinaus kommt eine hässliche Steigung und natürlich beginnt es zu regnen. Ich fange an, mich nach einem Schlafplatz umzusehen.
Wegen des Wetters baue ich mein Tarp auf, kann aber dennoch ein wenig Strom ernten. Später dann baue ich noch mein Zelt unters Tarp und bleibe dort am Strand
für die Nacht. Zeitweise gießt es wie aus Kübeln.
Am Morgen warte ich, bis es nur noch tröpfelt, dann baue ich erst das Zelt unter der Plane ab (fast trocken, aber sehr sandig) und dann die Plane (nass, aber fast sauber). Das Wetter wird erst am Nachmittag wieder schön.
Die Ruine Hinterhaus bei Spitz.
Das zweite Bild ist ein 3D-Bild für eine Rot-Grün-Brille (rot ist links). Höhere Auflösung
→ Stereobilder selber machen
Die Burgruine Dürnstein (Niederösterreich)
Östlich von Zwentendorf steht ein älterer Herr am Wegrand – er fährt ein Tripendo (Geifer!). Er fährt eben in Richtung Ulm zurück nach Hause, während ich ja noch Richtung Wien unterwegs bin. Am 3.7. bei meinem Rückweg überhole ich ihn an der Schlögener Schlinge und wir treffen uns abends auf dem Campingplatz wieder.
Ich wollte ja nach Wien. Gut, ich war in Wien. Nicht, dass ich mir die Stadt angeschaut hätte – das hatte ich bereits oft genug getan. Ich wollte nur einmal mit dem Fahrrad dort gewesen sein.
Da ich auf dem linken Donauufer unterwegs war, habe ich den Zeltplatz in Klosterneuburg nur übers Wasser hinweg gesehen. Also bin ich die erste Brücke in Wien über die Donau auf die rechte Flussseite, habe im Aldi eingekauft und bin noch bis nach Klosterneuburg auf den Zeltplatz geradelt. 120 km; das war meine längste Etappe.
Heute fahre ich auf dem rechten Donauufer zurück.
Das Wetter ist prächtig; sonnig, aber nicht zu heiß.
Am Wegesrand
Nochmal Dürnstein, aber diesmal bei schönem Wetter.
Abends Zeltplatz in Schönbühel
In Ybbs liegt ein Fahrradladen fast direkt am Donauradweg. Dort habe ich mir ein billiges Kettenöl gekauft, da nach dem Regen vom 30.6. Sand und Wasser die Kette gründlich gesäubert hatten und sie immer mehr quietschte.
Ein paar Ansichten aus Struden. Der Regen sieht schlimmer aus, als er ist. Ich habe nicht einmal Regenzeug angezogen.
Ostrand von Grein gleich westlich von Struden
Westlich von Ardagger Markt
Wallsee: Vor Wallsee fängt es zu tröpfeln an und ich überlege, dass ich noch einkaufen muss, denn bis Au an der Donau kommt nicht mehr viel und um Au zu erreichen, muss ich aufs linke Donauufer. Also quäle ich mich am Südostrand von Wallsee die Ortsstaße hoch, da ich die Hoffnung habe, im Ort einen Laden zu finden. Natürlich fängt es bergauf kräftig zu regnen an. Bäh!
Der Ortskern liegt auf einem Bergrücken und hat einen schönen Marktplatz mit einem Laden – der leider erst um 14.00 Uhr aufmacht. Blick auf die Uhr: 13.55 Uhr.
Als ich aus dem Laden komme, hat auch der Regen aufgehört und ich fahre hinunter zur Donaubrücke und bin heilfroh, dass ich von hinten
hochgeradelt war, denn von Westen her ist der Weg noch viel steiler; und außerdem kam tatsächlich kein Laden mehr bis Au – zumindest keiner, der mich angebettelt hätte: Kauf mich!
.
Ich bin wieder auf den Zeltplatz in Au an der Donau gefahren. Es tröpfelt schon wieder und die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes, drum habe ich gleich mein Tarp mit aufgebaut. Wenig später fängt es auch brav das Regnen an.
Das Wetter ist wieder bestens und ich mache eine knappe Stunde Pause direkt am Wasser.
Eine gar nicht scheue Entenfamilie kommt zu mir, wohl in der Hoffnung, ein paar Brocken Essbares abzubekommen.
Zwei Techniken, ein Panoramafoto zu machen: Das linke Bild habe ich mit dem iPad und der App 360 Panorama
gemacht und das rechte Bild ist ein Hochkant-Film mit meiner Canon-Kompaktknipse SX 260 (1080x1920 px). Dieses Filmchen habe ich dann mit der PC-Software Microsoft ICE
(kostenlos, super!) in ein Panorama umgewandelt. ICE verarbeitet Filme und Fotos und auch mehrreihige Panoramen, so dass man wie bei 360
ein Kugelpano erstellen kann. Standardtrick für ein gutes Pano: Die Kamera muss an Ort und Stelle bleiben und Sie müssen sich um die Kamera drehen! Nicht die Kamera schwenken, denn sonst passen die Anschlüsse der Bilder untereinander nicht mehr zusammen, da sich der Standort verändert hat. Diese Aufnahmetechnik erfordert es, dass Sie um die Kamera herum gehen, was manchmal ein paar Verrenkungen erfordert, aber es ist es wirklich wert!
Am Abend bin ich wieder in Deutschland auf dem Zeltplatz. Ich treffe den Tripendo-Fahrer wieder.
Ich bin ab Passau ein Stück den Innradweg ein Stück weit bis zum Rotttalradweg gefahren.
Das Wegstück ist zwar landschaftlich sehr schön, aber zum Fahren scheiße! Die meiste Zeit fährt man auf steinigen Kieswegen und dann sind Steigungen dabei, dermaßen steil, dass ich bei einer Pause bergauf mit angezogenen Bremsen rückwärts wieder runtergerutscht bin! Beim Treten ist mir bergauf das Hinterrad durchgegangen, obwohl es mit 25 kg Gepäck und meinem fetten Kadaver belastat war. Ab Vornbach hatte ich die Schnauze gestrichen voll und bin über die Straße bis zum Rotttalradweg gefahren. Welcher Schwachkopf (wahrscheinlich ein Mountainbiker ohne Gepäck) sich diese Routenführung ausgedacht hat, weiß ich nicht.
In Galgenberg war der Radweg wegen des WM-Tralalas mit einem Zaun gesperrt samt Security
, die meine Taschen durchsuchen wollten. Pff! Ich bin außenrum gefahren. Die hätten ihren Spaß gehabt, wenn sie jeden Pfefferstreuer und Zahnpastatube einzeln untersucht hätten.
Telegrafenmasten sind auch selten geworden.
Nach einigem Suchen habe ich doch noch ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten gefunden.
Endspurt! Doch am Morgen regnet es und ich muss das Zelt im Regen abbauen, doch bald wird das Wetter besser bis auf ein paar Schauer. Ich verlasse alle Radwege und fahre ab Neumarkt-Sankt Veit direkt auf der St 2086 nach Dorfen. Die Landschaft ist toll, die Straße leer und das Wetter prächtig – nicht zu heiß, aber sonnig.
Von Dorfen aus fahre ich direkt nach Erding, wobei ich erst vor Landersdorf auf die St 2084 treffe. Dort hatte ich viel Spaß mit haufenweise Dorftrotteln, die wohl noch nie in ihrem Leben einen Radfahrer überholen mussten; jedenfalls habe ich noch nie in so kurzer Zeit so viele dilettantische Überholmanöver erlebt wie auf dem Stück bis kurz vor Erding. 1000 Leute → Fahrschule zur Nachschulung. Ein paar Deppen wären bei diesen Manövern tatsächllich beinahe frontal in den Gegenverkehr gerauscht. Wer jetzt meint, ich solle solchen Blödsinn halt lassen:
a) Ich war zuerst da
b) Wer's eilig hat, soll grundsätzlich nicht Auto fahren, sondern seinen Privathubschrauber nehmen
c) Überholen geschieht auf eigene Gefahr
d) Wem das alles nicht passt, der soll da halt einen Radweg hinbauen
Das Stück von Erding bis nach Hause kenne ich auswendig, weil meine Eltern in Erding wohnten. Trotzdem hat sich das ganz schön hingezogen und ich war ziemlich schlapp wegen der knapp 600 Höhenmeter zusätzlich zur Strecke. Im Olympiapark war wegen des Tollwood-Festivals die Hölle los und ich bin kaum durchgekommen. Aber dann war es geschafft und es ist schön, auch mal wieder Zuhause zu sein.